Kalkül statt Kalkulation

Ein Kommentar unseres Stellvertretenden Vorsitzenden Ralph Strobel

Der „politischen Grundsatzentscheidung‘“zum Aquatoll und dem eindeutig verabschiedeten Planungsbeschluss hat vieles gefehlt, vor allem aber Mut zu etwas Neuem. Die Entscheidung fiel auf Basis einer minimalistischen und löchrigen Beschlussvorlage des Stadtoberhaupts, und das bei einem Multi-Millionen-Projekt, nach jahrelanger Diskussion, mit Hilfe einer Bürgerbegleitgruppe und dem Wissen, dass es nicht um den Austausch von drei Tischen im Restaurant geht, sondern um eine komplexe und langwierige Sanierung vom Fundament bis zur Kuppel.

Während der mehrheitlich emotional geprägten Bekenntnisreden zum „Aquatoll der Zukunft“ ist manches wohl untergegangen. Der Einwohnerrabatt wird abgeschafft und die Eintrittspreise um 50% erhöht. Eine Verteuerung um 75%! Es hätte auch dazu gehört, zu sagen, dass man eine Badewanne nicht sanieren kann, während man darin badet, das Bad also während der Sanierung an Fundament und Kuppel nicht genutzt werden kann. Man benötigt wenig kaufmännisches Wissen, dass steigende Eintrittspreise, bei sowieso schon sinkenden Besucherzahlen, aktuell geringer Attraktivität und noch einer jahrzehntelangen Dauerbaustelle mit eingeschränkten Leistungen das Betriebsergebnis eklatant schmälern werden. Demographische Entwicklungen sowie der Wettbewerb sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Aber: Das Aquatoll ist nun wieder „in Neckarsulmer Händen“. Die zukünftige Werkleitung wird unter den o.a. Rahmenbedingungen vor eine interessante Aufgabe gestellt sein. Die wenigen, wenn überhaupt, verfügbaren professionellen Manager werden sicher Schlange stehen.

Besonders befremdlich war der flehentliche Ruf nach Unterstützung der Wirtschaft. Ein Investor wollte. Hatte dann aber keine Lust mehr, nachdem der OB das öffentlich gemacht hat. Warum eigentlich? Dann wurde ein zweiter angekündigt. Von dem hat man nie wieder etwas gehört. Könnte vielleicht daran liegen, dass niemand in der Wirtschaft in etwas investiert, was danach mehr Geld kostet. Oder am fehlenden Konzept. Nicht einmal Bäderinvestor und -Spezialist Kannewischer. Das lässt tief blicken. Garniert wurde das mit dem Grünen-Mantra nach Gewerbesteuererhöhungen. Die Grünen also, die zur Lösung der Verkehrsprobleme neben ihrer ökologisch und sozial fragwürdigen Tangente nun auch einen Arbeitsplatzabbau auf 25.000 auf ihrer letzten Veranstaltung im Brauhaus postuliert haben….da werden sicher offene Türen in der Wirtschaft eingerannt.

Ich würde mir wünschen, dass man wieder vom Elfenbeinturm runter kommt, wenn die Sanierungskosten auf dem Tisch liegen und auch der OB einsieht, dass man sich von markanten Wahlversprechen verabschieden kann, wenn sie auf dieser Basis schlicht keinen nachhaltigen Sinn machen. Ansonsten geht die Geschichte vom Millionenpool weiter und endet im Millionengrab. Die Generation der Kinder und Enkel in dieser Stadt wird das teuer bezahlen müssen.